Freitag, 12. Juni 2009

Mein Gott...

Heute feierten wir den letzten Unterrichtsfreitag vor den Sommerferien, also in diesem Schuljahr sowie in dieser Klassenzusammensetzung. Die Feier fiel nicht sehr groß aus, war nämlich nur vier Stunden lang. Aber immerhin in den ersten beiden davon unter der Leitung unseres Kurzzeitklassenlehrers Aufdemkamp.

Selbiger war schon mal besser draufgewesen. Die Klassenlehrergefühle scheinen bereits seit geraumer Zeit verflogen und anderswo ein Nest errichtend zu sein; nicht ein winziges Federchen war offenbar beblieben. Alleinig blanke Wissenschaft vergiftete durchschwebte den Raum wie ein fliegendes Krebsgeschwür mit Zähnen und Klauen und einer Warze an der Nase wohliger Windhauch - Physik!
Doch von vorn.
Anfangs ging es noch einigermaßen. Schmunzelnd:
„Hab ich Mundgeruch?“
Die Bevölkerung der ersten Reihe hatte sich fast gänzlich weiter hinten hingesetzt als üblich. - Nein, haben Sie nicht. Die tatsächliche Ursache wurde erst später erkannt:
„Das find ich ganz schön unverschämt, sich nach hinten verziehen, um sich zu unterhalten.“

Dann ging es los mit dem Drama: Fragen wurden gestellt. Und Stillen gepflegt. Erstere von Herrn Aufdemkamp, zweitere von der Klasse. Zweitere außerdem unter Aufdemkamps Blicken, die sich irgendwo zwischen ’erwartungsvoll’, ’ungläubig’ und „mein Gott, Stumpfsinn pur“ bewegten.
Beispiel: Eine Frage wurde gestellt, eine Stille wurde gepflegt, ein Blick traf Marco. Und ein paar Zentimeter unter dem Blick brach erneut die Frage hervor. Die Stille beim Rest der Klasse wurde weniger intensiv, bei Marco jedoch umso verzweifelter. Um sich dann zu entladen in einem
„Das weiß ich nich, mein Gott...“,
was wiederum eine ’m. G. S. p.’-Reaktion des Fragenstellers mit sich zog:
„’Herr Aufdemkamp’ reicht.“

Auf ähnliche Antworten auf ähnliche Fragen gab’s dann im Laufe der ersten Stunde noch weitere ähnliche Hinweise Aufdemkamps:
„Gegen Ahnungslosigkeit gibt’s n Mittel!“
und
„Auch wenn das manch einer nich ernst nimmt... Und dumm vor sich hin grinst.“
und
„Fangt nich an, mich noch zu ärgern!“

Zu Beginn der zweiten Stunde eröffnete Hendrik dem Geärgerten dann, dass dies die letzte Stunde Physik sei. Ach tatsächlich, stimmt wohl -
„Dann mach’n wa noch n bissen Jahrmarktphysik“,
was dann sowas wie eine bunte Verkleidung des Krebses eine gewisse Besserung relativ zur Lage zuvor bedeutete. Denn:
„Ja... Klassische Bildung is nich verkehrt.“
Deshalb erfuhren wir ein bisschen was über Drehdinger in Freizeitparks; und eigentlich sollte noch mehr von dieser klassischen Bildung dazukommen,
„Aber schenken wir uns... Schluss. Mir fehlt die Lust.“
Freundliche abschließende Worte in der entweder nur letzten Physikstunde dieses Schuljahrs oder aber für einige sogar des Lebens. Auf Wiedersehen, Herr Aufdemkamp! War nett mit Ihnen. Auf Nimmerwiedersehen, Physik! Die Nettigkeit hielt sich in Grenzen.

Und noch so am Rande: Englisch waren zwar auch die letzten Stunden des Schuljahrs, aber nicht sonderlich erinnernswert. Hausaufgabenvergleich, Grammatikirgendwas, ein Spiel mit einer sinnlosen Geschichte. Tschüss auch, Frau ’dritte Englischlehrerin dieses Jahr’ Sehrt. War auch nett mit Ihnen. Ende.


(PS: Krebsgeschwüre können gar nicht fliegen. Und haben auch keine Zähne an der Nase.)

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